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Welche Berufe gibt es
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in der Ernährungsbranche?
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Es gibt wahnsinnig viele Berufe in diesem Be­
reich. Da sind die Molkereitechniker, es werden
Laboranten ausgebildet, Industriekaufleute, Mar­
keting­ und Kommunikationskaufleute, Mecha­
troniker oder Lagerfachkräfte. Es ist eine reichli­
che Spanne und die Bandbreite ist vielfältig.“
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Wie ist die Lage auf dem Markt insgesamt?
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Mehr Stellen als Bewerber?
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In der Lebensmittelbranche ist der Markt der
Auszubildenden hart umkämpft. Es ist zum einen
keine bekannte Branche und die jungen Men­
schen haben oft gar nicht die Ahnung, was in den
Betrieben abläuft. Sie denken oft an Zustände von
früher mit harter und schmutziger Arbeit. Aber
davon sind wir weit entfernt. Die Betriebe arbei­
ten mit hochmoderner Technik und vieles ist au­
tomatisiert. Letztlich ist es so, dass es einen Über­
hang an Ausbildungsplätzen gibt und es können
nicht immer alle ausgeschriebenen Stellen be­
setzt werden. Die Bewerber können sich also aus­
suchen, wo sie lernen und da müssen die Betrie­
be schon um die Bewerber buhlen.“
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Wie sehen die Chancen für die Azubis aus,
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nach der Ausbildung übernommen zu werden?
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Im Prinzip sehr gut. Es ist meist schon so, dass die Unternehmen die jungen
Leute an den Betrieb binden wollen. Wenn sie Zeit, Geld und Kraft in die jun­
gen Leute investiert haben, wollen sie die Menschen natürlich behalten. Wenn
seine Leistungen stimmen und er sich gut in die soziale Struktur integriert hat,
schafft man einem jungen Menschen auch Anreize, im Unternehmen zu blei­
ben. Es liegt aber immer an den jungen Menschen selbst, ihr Glück in die Hand
zu nehmen und das Beste zu geben.“
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Wie können sich Schüler über die Arbeit in der
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Lebensmittelindustrie informieren?
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Zum Beispiel bei der Herzgut Molkerei in Schwarza ist es so, dass Schulpaten­
schaften übernommen werden und die Schüler in regelmäßigen Abständen
ins Unternehmen kommen können um ein Praktikum zu absolvieren oder in
den Ferien zu arbeiten. So können sie einfach mal in die Berufe reinschnup­
pern weil sie wissen, dass sie sich in der nächsten Zeit bewerben müssen. Das
ist, wie ich finde, eine gute Sache, um den Betrieb kennen zu lernen und um
herauszufinden, ob die Arbeit in der Branche passt.“
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Was muss ein Schüler für Kenntnisse mitbringen, um ein Praktikum
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oder eine Ausbildung in der Lebensmittelbranche zu absolvieren?
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Es ist so, dass man schon ein wenig handwerkliche Begabung mitbringen soll­
te und in den naturwissenschaftlichen Fächern im
Mittelfeld liegt. Da ist ein guter Realschulab­
schluss eine gute Grundlage. Natürlich kann aber
auch jemand mit einem Hauptschulabschluss
kommen und hat Chancen auf eine Stelle. Das
müssen dann aber die Unternehmen jeweils
selbst entscheiden, je nachdem, um welchen
Ausbildungsplatz es geht. Das ist für die Unter­
nehmen aber recht zeitintensiv, wenn sie die
Azubis dann auch teilweise neben der Berufs­
schule fördern und Nachhilfe geben und von den
jeweiligen Angestellten persönlich betreut wer­
den.“
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Was gibt es für weitere Qualifizierungs­
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möglichkeiten nach der Berufsausbildung?
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Es finden auch oft schon während der Ausbil­
dung verschiedene Qualifizierungen und Weiter­
bildungen statt und wo es passt, werden Azubis
auch schon zu einem Lehrgang geschickt. Es gibt
auch einen überregionalen Ausbildungsverbund,
wo Azubis oder Ausgelernte verschiedene Ange­
bote wahrnehmen können. Wir im Netzwerk ma­
chen das für unsere Mitgliedsunternehmen in
den verschiedenen Fachrichtungen auch. Wenn
jemand zum Beispiel in der Qualitätssicherung ar­
beitet, ist es wichtig, immer aktuell an diesem
Thema dran zu bleiben. Da bieten wir Seminare
für Zertifizierungen an.“
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Was würden Sie persönlich einem jungen Menschen mit auf den Weg
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geben, wenn er sich für eine Ausbildung in der Ernährungsbranche
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entscheidet?
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Ich selbst bin im Prinzip eine Quereinsteigerin in der Branche. Und jetzt, wo
ich damit zu tun habe, bin ich sehr glücklich mit all dem. Vor allem, weil ich
eben auch direkt mit den Betrieben zu tun habe. Es ist sehr spannend mit dem
zu arbeiten, was uns ja den ganzen Tag begleitet, nämlich Ernährung und
Lebensmittel. Das ist vielleicht auch der erste Punkt, den ich jedem Jugend­
lichen mit an die Hand geben würde. Man muss immer sehen, was einem im
Herzen verbindet und am Tag begleitet und Lebensmittel sind immer unser
ständiger Begleiter. Es gibt so viele spannende Geschichten rund um die Le­
bensmittel und so viele Teilbranchen, die auch damit zu tun haben. Es ist sehr
spannend, dass man jeden Tag etwas für die Menschen im Land tun kann,
nämlich Lebensmittel in hervorragender Qualität herstellen. Man hat eine gro­
ße Verantwortung für die Menschen in Thüringen und weit über die Grenzen
hinaus.“
Das Gespräch führte Sascha Uthe
WiYou . Wirtschaft und Du . Ausgabe 6­2012
Foto: TH­ERN
Titel
16
Jeden Tag etwas für Menschen tun
Die Thüringer Ernährungsindustrie gehört
zu den wichtigsten Branchen im Land.
Damit die vielen Unternehmen ihre
Produkte besser vermarkten können und
enger zusammenarbeiten, gründeten sie
das Thüringer Ernährungsnetzwerk
TH­ERN. Im Interview erzählt die
Netzwerkchefin Doreen Ballauf, welche
Chancen und Perspektiven Jugendliche in
diesem Industriezweig haben.