WiYou . Wirtschaft und Du . Ausgabe 6­2012
Foto: Manuela Müller
Titel
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In eben so einer Großküche absolviert die 22­jährige Sandra ihre Ausbildung
zur Köchin.
Mitten in Weimar versorgt sie mit ihren Kollegen täglich die
Bewohner einer Pflegeeinrichtung des Deutschen Roten Kreuzes mit ihrem
täglich Brot. Wobei natürlich nicht nur Brot auf den Tisch kommt, ganz im
Gegenteil – es werden jeden Tag unter anderem zwei warme Gerichte sowie
Nachspeisen und auch Kuchen angeboten. „Gerade das Backen macht mir
richtig viel Spaß“, sagt Sandra, die inzwischen im dritten Ausbildungsjahr und
damit schon ein vollwertiges Mitglied der Küchencrew ist. „Ich habe in ver­
schiedenen Küchen, auch in einem Restaurant, Praktika gemacht. Hier beim
DRK hab ich mich dann gleich wohl gefühlt, und als mir die Ausbildungsstelle
angeboten wurde, hat das super gepasst.“
Auch wenn sie schon Küchenerfahrung hatte, gab es noch die ein oder ande­
re Überraschung.
In einem Praktikum macht man eher die ‚schönen‘ Dinge,
alles ist neu und abwechslungsreich. Das ist im Berufsalltag dann natürlich
nicht immer so.“ Auch über die Arbeitszeiten hatte sich Sandra im Vorfeld we­
nig Gedanken gemacht. „Die Frühschicht beginnt fünf Uhr morgens, und das
auch an Wochenenden und Feiertagen. Das ist nicht immer einfach, aber ich
hab mich dran gewöhnt und genieße dann eben einen frühen Feierabend.“
Anders als in einem Restaurant oder Hotel, wo man selten weiß, wie viele Gäs­
te kommen werden und wer was essen will, kann man in der Großküche näm­
lich schon sehr genau im Voraus planen. „Wir wissen, wann wir wie viele Essen
brauchen, und können dementsprechend vorarbeiten. Und das kann auch mal
heißen, kiloweise Zwiebel schälen oder Gemüse putzen – das ist zum einem
nicht besonders spannend, und zum anderen auch noch ganz schön anstren­
gend. In der Küche muss man körperlich und, wer hätte das gedacht, auch in
Mathe fit sein: „Ich muss Rezepte umrechnen und Mengen kalkulieren.“
Darauf wird auch in der Berufsschule besonderer Wert gelegt.
Ebenso wie
beispielsweise auch auf Französisch, die Sprache, in der die meisten Fachbe­
griffe sind. Und dann gibt es natürlich noch jede Menge Lehrstoff über
Nahrungsmittel und deren Zubereitung. Je nach dem, in welcher Küche man
arbeitet, gehören auch Einkauf, Warenannahme, Qualitätskontrolle, Lagerung
und Marketing zu den Arbeitsbereichen eines Koches. „Hier in der Großküche
habe ich damit weniger zu tun, dafür bin ich aber auch im Service beschäftigt
und habe bei der Essensausgabe direkten Kontakt zu den Gästen.“ Kreative
Arbeit, also selbst Gerichte entwickeln, ist bei Sandra nicht so wichtig. „Hier
gibt es eben einen deftigen Rinderbraten mit Gemüse und Kartoffeln, und kei­
ne Molekularküchenexperimente. Aber á la carte und Haute cuisine sind auch
nicht so mein Ding. Jeder muss selbst wissen, auf was es ihm ankommt.
Wichtig ist, dass man sich im Team wohl fühlt und Spaß bei der Arbeit hat.“
Viele denken beim Beruf des Kochs an cholerisches Rumgebrülle und fliegen­
de Pfannen und Töpfe. Das sei schon stark übertrieben, aber es könne natür­
lich auch schon mal stressig werden. Nur das Abschwaschenklischee ist nicht
weit hergeholt: „Niemand will von dreckigen Tellern essen und auch der
Arbeitsplatz muss immer aufgeräumt und gründlich gereinigt werden.“ Und
was ist mit Kartoffeln schälen? „Das allerdings bleibt mir erspart“, Sandra
lacht, „die bekommen wir geschält geliefert.“ (mü)
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Gramm Steak belegt mit Blattgold für genussfreudige Feinschmecker oder Schnitzel mit Pommes für 250 hungrige Arbeiter – so vielfältig das ist, was auf
den Teller kommt, so unterschiedlich sind auch die Küchen, in denen Köche ihr Können in nahrhafte Köstlichkeiten verwandeln. Da gibt es den Einzelkämpfer
in der Imbissbude um die Ecke, den Sternekoch im Sternehotel, oder die ganze Mannschaft in der Großküche.
Zum Ausschneiden und Abheften in deinem Berufswahlpass.
Große Küche
Köche bereiten unterschiedliche Gerichte zu
und richten sie an. Sie organisieren die Arbeits­
abläufe in der Küche, stellen Speisepläne auf,
kaufen Zutaten ein und lagern sie fachgerecht.
Dauer: 3 Jahre
Voraussetzungen: Sorgfalt und Verantwortungs­
bewusstsein, Freude an der Arbeit mit Lebens­
mitteln, körperliche Belastbarkeit, Bereitschaft
zu Schicht­ und Wochenendarbeit
Chancen: Arbeit findest du in
Restaurants, Hotels, Kantinen,
Catering­Firmen, auf Schiffen
und in der Nahrungsmittel­
industrie für Hersteller von
Fertigprodukten und
Tiefkühlkost.
Koch
(
m/w)